Alte Fisserin sitzt auf ihrer Ofenbank in einer Bauernstube in Serfaus-Fiss-Ladis in Tirol | © Serfaus-Fiss-Ladis Marketing GmbH | Rene Raggl
Autorin Rosanna Battisti | © Rosanna Battisti
Rosanna

Lieblingssplatz Ofenbank: Inkentat isch!

17.11.2022 · Dabei sein, Winter
„Inkenta“, so sagt man am Plateau, wenn man den Ofen einheizt. Und wenn es dann gemütlich warm wird in der Stube, dann lockt die Ofenbank. Frieda, Hermann, Maria, Rosmarie und Alfred haben die Stubentür geöffnet und zeigen ihr Lieblingsplätzchen am Ofen.

Lesezeit: 2 Minuten

"Inkenta" bedeutet also "einheizen": Diese hohe Kunst ist vor allem bei einem alten Holzofen wichtig. Noch mehr knifflige Dialektwörter findest du hier in unserem Quiz.

Frieda und Hermann Jenewein aus Ladis

Frieda: „Wenn es kalt ist, feuern wir in der Früh und abends ein. Bei uns gibt es den Spruch: „Bis zum Annatag (26. Juli) einheizen und nach dem Jakobitag (25. Juli) wieder weiter – also heizt man eigentlich das ganze Jahr über. Aber wenn man draußen arbeitet und schwitzt, geht man am Abend gern wieder zum Ofen, den Rücken wärmen."

 

"Früher war sogar noch eine Luke über dem Ofen, damit die Wärme in das darüber liegende Zimmer aufsteigen konnte. Es gab ja noch keine Zentralheizung. Heute hänge ich über dem Ofen gerne die Wäsche zum Trocknen auf. Das ist ein Trick, denn dann ist die Luft in der Stube angenehmer und es riecht gut.“

Hermann: „Unser Haus ist schon mindestens 500 Jahre alt, mein Vater kaufte es 1934. Früher stand in der Stube ein anderer Ofen, der war schon ganz ausgebrannt und konnte die Hitze nicht mehr halten. In den 1970ern haben wir den Ofen dann neu gemacht: Heute würden wir uns den wahrscheinlich gar nicht mehr leisten können.“

Maria Rietzler aus Fiss

Maria: „Nach der Hochzeit mit meinem Mann zog ich 1963 in dieses Haus. Damals stand hier in der Stube noch ein weißer Ofen. Da saß mein Schwiegervater immer und wärmte sich. Jedes Mal hatte er danach einen weißen Rücken. Irgendwann sagten wir dann: ‚Wir machen den Ofen neu.‘ Da war der Schwiegervater gar nicht erfreut und zog sich erst einmal ein paar Tage zurück."

 

Etwas neu machen, das war früher gar nicht so einfach, da musste man diplomatisch sein. Ich bin aber immer noch sehr zufrieden mit dem Ofen – und durch die Kacheln hält er auch länger warm. So einen Ofen baut man für die Ewigkeit."

Maria: „Bis vor vier Jahren musste ich den Ofen von der Küche aus einheizen. Dafür stapelte ich Holzscheite auf eine zwei Meter lange Ofenschaufel. Das Holz musste aber schon sehr dürr sein, sonst war die ganze Küche voller Rauch.“

Hinter dem Türchen in Marias Stube verbirgt sich ein Geheimversteck: Die Durchreiche zur Küche.

Rosmarie und Alfred Waldner aus Serfaus

Rosmarie: „Ich brauch‘ keine Kacheln am Ofen, die sind nur zum Putzen da. Bei dem Ofen muss man nur hin und wieder weißeln. Das Ofenbankl da, das gehört mir – aber nur solange die Kinder und Enkelkinder nicht da sind. Wenn da alle zusammenkommen, dann geht’s rund! Wir haben sieben Enkel und drei Urenkel. Wenn alle da sind, streiten sie sich um das Plätzchen. Ein Urenkelkind klettert auch immer hinauf und setzt sich auf den Ofen.“

Alfred „Auch ich bin als Kind schon auf den Ofen geklettert. Der Grundstock des Ofens ist ja schon über 100 Jahre alt. Er ist noch aus Steinen gemauert, aber mittlerweile schon recht ausgebrannt. Man muss ihn immer wieder ein bisschen restaurieren.

Rosmarie: „Eingeheizt wird der Ofen über die Küche. Wir haben immer noch eine alte Rauchkuchl mit geschwärzter Decke. Früher war es ein bisschen rußiger, ein paar moderne Geräte sind dazu gekommen, sonst ist hier alles wie eh und je."

"Damit wir Feuer machen können, nutzen wir eine lange Ofenschaufel, darauf müssen die Holzscheite schön gestapelt werden. Das muss man können.“

Sun Days

Good to know: Bei dieser Story handelt es sich um einen unserer vielen spannenden Beiträge aus unserem Gästemagazin Sun Days.
Neugierig? Auf zur aktuellen Ausgabe!

Über Rosanna

Rosanna ist freie Texterin in Innsbruck und für ihren Job viel im ganzen Land unterwegs: Im Winter auf Skiern, im Sommer am liebsten zu Fuß oder mit dem Bike. Für eine gute Geschichte ist sie stets auf der Suche nach spannenden Gesprächspartnern und testet bei ihren Recherchen selbst immer wieder Neues aus.


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